Mit den Kindern etwas erleben und trotzdem mal Zeit für sich haben - wie kann das gelingen?
von Jana Strahl
Mit kleineren Kindern in den Urlaub zu fahren, ist schon in Zwei-Eltern-Familien eine Herausforderung und kostet erstmal Kraft und Nerven. Können sich die Erwachsenen den Vorbereitungsstress etwas aufteilen, motiviert die Aussicht auf eine gemeinsame Familienauszeit Kraftreserven.
Für alleinerziehende Mütter- und Väter ist das Vorbereiten, aber auch die Durchführung einer Urlaubsreise mit – evtl. gar mehreren – Kind(ern) eine Anstrengung, die für einige kaum zu bewältigen ist.
So ging es auch Susanne, die auch nach der Trennung in den Ferien gern mit ihren beiden Kindern Bastian (4 Jahre) und Lina (11 Jahre) verreisen wollte. So suchte sie im Internet nach einer schönen und bezahlbaren Ferienwohnung.
In Sachsen-Anhalt beheimatet, kamen für sie nur Ziele infrage, die nicht so sehr weit weg waren und nicht unbedingt eine Zugfahrt erforderten, die den ganzen Tag in Anspruch nahm.
In Zeiten wie diesen mit hoher Inflation und finanziellen Mehrbelastungen, spürt man die immer teurer werdenden Lebenshaltungskosten natürlich auch an den Unterkunftspreisen und so musste Susanne lange suchen, bis sie schließlich im Brandenburger Seenland fündig wurde.
Die Kinder und auch Susanne waren voller Vorfreude und so ging es auch schon bald an die Planung: Wer nimmt was mit? Welche Gemeinschaftsspielsachen wollen wir dabeihaben? Diese und andere Fragen galt es für die kleine Familie zu klären.
Selbstversorger-Urlaub - Gute Vorbereitung ist alles
Als alleinerziehende und berufstätige Mutter von zwei Kindern gehörte es zum Alltag von Susanne, sich gut zu organisieren und so ging sie auch an die Urlaubsvorbereitungen langfristig und sehr strukturiert heran. Und trotzdem, je näher der Abreisetermin rückte, desto stressiger wurde es, obwohl Susanne schon einige Tage zuvor ihren Jahresurlaub angetreten hatte. Es galt alles im Blick zu haben, was mitmusste, die Kinder zu motivieren, ihre Sachen zu packen und die Versorgung aller während der Zugfahrt sicher zu stellen. Bei 30°C im Schatten wirklich keine leichte Aufgabe und so war Susanne am Tag der Abreise wirklich mehr als urlaubsreif.
Unausgeschlafene, nörgelnde Kinder, ein Zugausfall und die Hitze brachten Susanne schier zur Verzweiflung und sie motivierte sich selbst mit der Aussicht auf eine erholsame Woche bei schönstem Sommerwetter am See und in der Natur.
Aber wie so oft im Leben liegen Wunsch und Wirklichkeit manchmal sehr weit auseinander: Die Ferienwohnung war ok, aber von 5 Minuten Weg zum See konnte leider keine Rede sein und dabei blieb es nicht.
Urlaub=Erholung? – Nicht immer
Einkaufen, Frühstück und Lunchpakete machen, Ausflugs- bzw. Badesachen packen, 45 Minuten zum See laufen, Kinder eincremen, Schwimmflügel & Co. aufpusten, Geschwisterstreit schlichten, mittags zur Pommesbude laufen, Kinder aus dem Waser zitieren, nach dem Essen mit dem Vierjährigen zum Spielplatz gehen, am Nachmittag wieder zurück in die Ferienwohnung, Badesachen aufhängen, kochen, Abendessen, Gesellschaftsspiele spielen, den Vierjährigen ins Bett bringen, mit der Großen diskutieren, ob sie einen Film anschauen darf, das Geschirr abwaschen, Ordnung in der Ferienwohnung machen, die Große ins Bett komplimentieren und endlich jenseits von 23.00 Uhr das erste Mal am Tag den neuen Roman in die Hand nehmen und dann aber nach 3+ Seiten vor dem offenen Buch einschlafen.
Am Ende der Urlaubswoche fühlte Susanne eine Wahnsinnserschöpfung und berichtete mir am Telefon unter diesem Eindruck, das sei der letzte „Auswärtsurlaub“ gewesen, den sie mit ihren Kindern gemacht habe.
Trotz Urlaub – Akku leer
Das ist natürlich fatal, denn insbesondere, wenn z.B. zum anderen Elternteil kein Bezug besteht und dieser auch kein zeitlich begrenztes Umgangsrecht wahrnimmt, sind die Möglichkeiten, selbst eine Auszeit nehmen zu können, sehr begrenzt. Gleiches gilt, wenn nach Trennung bzw. Scheidung als Umgangsmodell das „Residenzmodell“ (Ein Elternteil ist Haupterziehungsperson, der andere erhält Umgangsrecht zumeist an jedem zweiten Wochenende.) vereinbart wurde, auch dann liegt die Hauptbetreuungslast bei einem der Elternteile.
Jeder, der Kinder hat, weiß, wie anstrengend der Alltag vornehmlich mit kleinen Kindern sein kann und, dass selbst in Zwei-Eltern-Familien Überlastungs- und Überforderungsmomente entstehen können. Gerade allein- bzw. haupterziehende Mütter und Väter benötigen regelmäßige Gelegenheiten zu Auszeit und Entspannung.
Susannes Empfinden war es also, neben dem „normalen“ Stress nun auch noch den Reisestress etc. gehabt zu haben und keinerlei Erholungseffekt aus dieser Ferienwoche gezogen zu haben.
Ein Selbstversorger-Urlaub muss gerade für alleinerziehende Eltern gut überlegt sein. Bei alltäglichen Aufgaben, wie einkaufen, kochen, abwaschen etc. fehlt eine Entlastungsperson, insbesondere wenn die Kinder noch jünger sind.
Was könnte helfen?
Mein Tipp: Eine Familienferienstätte mit Programm und Kinderbetreuungsangeboten für Familien mit Kindern. In der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung haben sich bundesweit 83 Familienferienstätten organisiert und können über das eigene Portal „Urlaub mit der Familie“ gebucht werden, zudem gibt es jedes Jahr einen Katalog (unten zum Download).
Zudem gibt es ein eigenes Portal (siehe unten), über das man nach einer Familienferienstätte schauen kann. Hier findet man Informationen zum jeweiligen Haus, ein Preisbeispiel (teilweise auch eine Preisübersicht) und die Kontaktmöglichkeiten.
Es gibt Angebote für Eltern in den Ferien des jeweiligen Bundeslandes und auch darüber hinaus. Im Regelfall bietet die Ferienstätte ein abwechslungsreiches Programm (optional nutzbar) für Eltern und Kinder, sowie die Möglichkeit einer zeitweisen Kinderbetreuung. Im Regelfall bieten die Häuser sowohl individuelle Buchungsmöglichkeiten oder aber feste Pakete mit Vollpension etc.
Angebote wie z.B. Stockbrot grillen oder kreativ sein gehören bei fast allen Familienferienstätten zum Programm.
Familienferienstätten – Entlastung für alleinerziehende Eltern
Im Allgemeinen sind die Ferienfreizeiten ausgerichtet auf alle Familien mit Kindern, für alleinerziehende Mütter und Väter ist es attraktiv, dass sie hier auch mal Zeit für sich haben. Die Kinder haben ein Programm, für die kleineren Kinder gibt es häufig eine zeitweise Kinderbetreuungsmöglichkeit und auch den Erwachsenen wird etwas geboten. Zum einen können sie spezielle Elternangebote (z.B. Gesprächsrunden) nutzen oder einfach mal die Beine hochlegen und ein gutes Buch lesen und das Beste daran ist, man wird bekocht und abwaschen muss man auch nicht. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Ausstattung der Familienferienstätten. Neben einem familiengerechten Außengelände mit diversen Spielmöglichkeiten gibt es mindestens ein Spielzimmer, zumeist sogar mehrere Gemeinschaftsräume, die besonders wertvoll werden, wenn das Wetter nicht zu jeder Zeit das Spiel draußen zulässt. Auch das ist ein großes Entlastungsmoment für alleinerziehende Eltern.
Die meisten Familienstätten bzw. ihre Träger werden aus Landesmitteln gefördert. Informationen dazu findet man ebenfalls auf der „Urlaub-mit-der-Familie“-Seite bzw. über die Webseite der BAG-Familienerholung (siehe unten).
So wünschen wir allen Familien und ganz besonders den Ein-Eltern-Familien einen wundervollen Sommer mit etwas Erholung vom Alltag.