Feste feiern nach Trennung und Scheidung
Gemeinsam getrennt: Trotz Trennung die Freude der Kinder an wichtigen Festen bewahren
von Jana Strahl
Manchmal sind es die seltenen Augenblicke, die das Leben besonders machen. Geburtstage, Einschulung, Erstkommunion oder auch Jugendweihe – diese Ereignisse sind wie funkelnde Sterne am Himmel der Kindheit. Doch was, wenn die Eltern getrennte Wege gehen? Wie damit umgehen, wenn es nur diesen einen besonderen Tag gibt? Wir haben getrennte Eltern nach ihren Erfahrungen gefragt und schauen darauf, wie Eltern diese einzigartigen Lebensereignisse ihrer Kinder nach der Trennung liebevoll gestalten können. Denn selbst wenn die Wege der Eltern auseinanderführen, können sie dennoch gemeinsam an der Gestaltung dieser kostbaren Augenblicke teilhaben.
Gleich nach der Trennung ist es meist schwierig
Britta ist Mutter von zwei Söhnen – Florian, heute 18 und Lucas, heute 23 Jahre alt – und seit 14 Jahren getrennt. Die Trennung kam für sie und ihre Kinder sehr plötzlich, von einem Tag auf den anderen war sie unvermittelt alleinerziehend. Neben den Verwerfungen, die eine Trennung und noch dazu eine so plötzliche mit sich bringt, waren in den ersten Jahren z.B. die Geburtstage sehr schwierig. Der Vater hatte den Kontakt komplett abgebrochen und sich auch an Geburtstagen nicht gemeldet. Das erste gemeinsame Fest war dann drei Jahre nach der Trennung die Einschulung des jüngeren Sohnes Florian. „Eine gemeinsame Planung des Festes war nicht möglich, wir konnten gar nicht miteinander kommunizieren. So habe ich alles organisiert und dem Vater meiner Söhne nur mitgeteilt, wie es läuft, auch, weil ich eben den Kontakt zur Schule hatte. Das Mittagessen habe ich organisiert und finanziert. Mein Ex-Mann kam mit seinen Eltern dazu. Um das Kaffeetrinken und Abendessen, das dann auch bei ihm im Haus stattfand, hat er sich gekümmert. Es war eine komische Stimmung, aber alle haben sich irgendwie Mühe gegeben.“
Heute, so beschreibt es Britta, ist die Kommunikation deutlich besser und so haben alle gemeinsam vor drei Jahren das Abitur von Lukas gefeiert und im letzten Jahr die Segnungsfeier von Florian. „Wir haben die Feste zusammen geplant, jeder hat seinen Part übernommen und am Ende waren es wirklich lustige Feiern, alles war entspannt und schön.“
Anders bei Charlotte (34, Name v.d.Red. geändert), Mutter von Lina (heute 4) und Sophie (heute 8) und seit zwei Jahren getrennt. „Irgendwie ist es uns wirklich gelungen, die Kinder von Anfang an von unseren Streitereien abzukoppeln. Wir konnten trotz schmerzhafter Trennung, wenn es um die Kinder ging, sehr sachlich bleiben.“ Charlotte und ihr ehemaliger Lebensgefährte haben auch nach der Trennung einen Weg gefunden, sich im Interesse der Kinder abzustimmen. Geburtstage wurden – manchmal über Messenger-Chats – „besprochen“ und es wurden die Wünsche der Kinder in den Vordergrund gestellt. Direkt nach der Trennung, als der Trennungsschmerz bei allen Beteiligten besonders frisch war, wurden eher zentrale Orte gesucht, an denen gefeiert wurde. Die Feste im Jahreskreis wurden verteilt: bei einem Elternteil zu Ostern, beim anderen dann Weihnachten und im Jahr darauf wurde gewechselt.
Auch für die Einschulung von Sophie konnten die Eltern eine gute gemeinsame Lösung finden: Nach der Feierstunde in der Schule fuhren die Eltern mit den Mädchen in einen Freizeitpark mit Übernachtung – in getrennten Zimmern, aber mit tollen Erlebnissen für beide Kinder.
Natürlich, Charlottes Beispiel ist leider eher die Ausnahme, zumindest am Anfang der Trennungszeit, aber es zeigt, dass es möglich ist, an solchen Tagen wirklich nur die Bedürfnisse der Kinder in den Vordergrund zu stellen und die eigenen Verletzungen erst einmal zurückzustellen:
Am Rande von für die Kinder so wichtigen Festen gerät die Familie nach Trennung und Scheidung der Eltern häufiger in Diskussionen und Konflikte. Die, um die es aber eigentlich geht und für die es ein unvergessliches Fest werden sollte, stehen dann eher im Abseits. (© Foto: privat)
Was hilft?
Seit kurzem getrennt und ein wichtiges Fest, wie z.B. die Einschulung oder Erstkommunion steht bevor. Wie können getrennte Elternpaare diese Momente trotz ihrer eigenen Differenzen und Entfernungen für ihre Kinder bewahren?
- Stellen Sie Ihr Kind in den Fokus!
- Fragen Sie, was es sich für diesen Tag wünscht.
- Wenn eine direkte Kommunikation (Telefonat oder persönliches Gespräch) mit dem getrennten Partner schwierig ist, nutzen Sie evtl. schriftliche Kommunikationsmedien.
- Wenn Sie dies tun, bereiten Sie die Texte evtl. vor, lesen Sie sie mehrmals, vielleicht auch mit etwas Abstand dazwischen (einmal überschlafen). Das hilft dabei, Emotionen rauszuhalten und nicht ungefiltert an den anderen zu schicken.
- Beschäftigen Sie sich ausschließlich mit der Frage „Was kann ich dazu beitragen, diesen Tag für mein Kind unvergesslich zu machen?“
- Bestimmte Erwartungen an den anderen Elternteil führen nicht selten zu Enttäuschungen, ausschließlich bei sich zu bleiben, hilft, diese Enttäuschungen zu vermeiden.
Ein Stolperstein ist auch oft die erweiterte Familie, die Schwiegermutter, die sich mit kritischen Bemerkungen nicht zurückhalten kann oder aber der Schwager, der direkt die Kommunikation verweigert. Vielleicht gelingt es Ihnen, trotzdem Sie getrennt sind, gemeinsam einen Text an die eigenen Eltern, Geschwister usw. zu formulieren und sie darum zu bitten, Sie zu unterstützen, diesen Tag schön zu gestalten und sich bitte mit etwaigen Äußerungen zurückzuhalten.
Alternativ ist es eben auch immer möglich, notfalls ohne die erweiterte Familie zu feiern und lieber mit den Kindern etwas zu unternehmen und so auch einen besonderen Tag für sie zu gestalten.
Mag sein, dass Sie sagen „Das klingt alles so einfach, ist es aber nicht.“ Damit haben Sie absolut Recht. Einfach ist so eine Situation wirklich nicht, aber unsere Kinder sind es wert, dass wir alles versuchen, Ihnen die Trennungssituation so gut es geht, zu erleichtern.
Jana Strahl, Bistum Magdeburg
verheiratet, Mutter einer erwachsenen Tochter; arbeitet als pädagogische Referentin in der Erwachsenen- und Familienbildung mit Eltern und Erzieher*innen sowie in der Elternberatung