Adventszeit - Familienzeit
von Michaela Budik
Der Adventskranz, ob sie einen kaufen oder selber binden, er kann zu einem guten Treffpunkt werden. Als Ritual kann die Kerze entzündet werden und man erzählt sich vom Tag, hört eine Geschichte oder singt ein Lied.
Adventskränze sehen ganz unterschiedlich aus. Doch seine Symbolik vermittelt uns, durch die grünen Zweige, ein Zeichen des Lebens und der Hoffnung in dieser dunklen Zeit. Die Gesichter in einer Familie sind auch unterschiedlich und doch zeigt sich Stärke im Zusammenhalt. Nehmt euch in den Arm und zeigt damit "wir gehören zusammen".
Am Ende strahlen uns vier Kerzen vom Adventskranz an. Sie können uns wärmen, an unseren Händen, in unserem Gesicht. Nehmt euch behutsam an die Hände und wärmt euch gegenseitig mit guten Worten: "Ich freue mich dass du da bist."! Familiy time
Die Tradition vom Adventskranz ist in vielen Länder verbreitet. Wir können durch den Adventskranz eine gewisse Zugehörigkeit mit der Weltfamilie spüren.
Erweitert euren Blick auf die Familie, ladet andere Menschen zu euch ein und werdet so Teil von etwas Größerem. World family time!
Geschichte und Symbolik des Adventskranzes
von Jana Strahl
Der Ursprung des Adventskranzes lässt sich vermutlich auf den Anfang des 19. Jahrhunderts zurückführen. In dieser Zeit lebten viele Familien in Norddeutschland unter prekären Bedingungen. Johann Hinrich Wichern, ein evangelischer Theologe aus Hamburg, kümmerte sich um die Kinder dieser armen Familien. Er gründete eine Unterkunft und Zufluchtsstätte in einer Bauernscheune außerhalb der Stadt, die heute als "Rauhes Haus" bekannt ist. Die Kinder fanden hier Sicherheit und ausreichend Verpflegung, sogar Schulunterricht wurde angeboten.
Wie alle Kinder freuten sich auch Wicherns Schützlinge auf Weihnachten. Um die aufregende Zeit des Wartens zu erleichtern, erfand der Theologe im Dezember 1839 eine besondere Tradition. Er platzierte rote und weiße Kerzen auf einem Wagenrad, das er an die Decke hängte. Diese Kerzen sollten die Vorfreude auf Weihnachten steigern. Ab dem ersten Adventssonntag zündete er jeden Sonntag eine weiße Kerze an und an den übrigen Tagen entzündete er eine rote Kerze. Auf diese Weise konnten die Kinder täglich abzählen, wie viele Nächte sie noch schlafen mussten, bis Weihnachten kam. So entstand der erste Adventskranz nach Wicherns Idee in Form eines Weihnachtskalenders.
Der Adventskranz begleitet uns noch heute in die Adventszeit. Heute geht es aber weniger um das Erleichtern der Wartezeit.
Das Tannengrün kann als Zeichen der Hoffnung gedeutet werden, es bleibt selbst bei Eis, Schnee und Dunkelheit erhalten - ähnlich der Zuwendung von Gott. Auch die Form hat eine tiefere Bedeutung: Ein Kreis, bei dem es kein Anfang und Ende gibt. Für Christen steht dieses Symbol für die Auferstehung Gottes und für die Gemeinschaft. Die traditionell rote Farbe der Kerzen steht oft für die Liebe, mit der Christus zu den Menschen gekommen ist.
In einigen katholischen Gemeinden gibt es auf dem Adventskranz drei violette Kerzen und eine rosafarbene. Violett ist die liturgische Farbe im Advent, sichtbar an der Farbe des Gewandes der Priester. Die rosafarbene Kerze steht für den dritten Adventssonntag, entstanden aus der Bibellesung "Gaudete in Domino semper", was "Freut euch im Herrn allezeit" bedeutet (Phil 4,4).
Bei unseren europäischen Nachbarn gibt es andere Traditionen, in Norwegen werden z.B. grundsätzlich vier violette Kerzen verwendet. In Schweden hingegen ist die Kerze für den ersten Adventssonntag weiß und steht für das Paradies. Unsere österreichischen Nachbarn schmücken ihre Kränze manchmal mit vier unterschiedlichen Kerzenfarben: violett, rot, rosa und weiß und zünden sie auch in dieser Reihenfolge an. Eine besondere Tradition rund um den Adventskranz gibt es in Irland. Hier wird zusätzlich noch eine fünfte - meist weiße - Kerze in die Mitte des Adventskranzes gestellt, die am Heiligabend angezündet wird. In einigen Teilen Italiens, zum Beispiel der Lombardei, wird der Advent nach dem ambrosianischen Ritus (liturgischer Ritus der lateinischen Kirche) gefeiert und umfasst sogar sechs Wochen und auf dem Adventskranz sechs Kerzen.
Neben der traditionellen und liturgischen Bedeutung steht für uns heute die Ästhetik beim gewählten Adventskranz im Vordergrund. Jeder schmückt seinen Kranz ganz nach seinen Vorstellungen und Vorlieben, manche ganz dezent nur mit vier Kerzen, andere vornehmlich mit Naturmaterialien und manch einer mag es bunt und glitzernd. In jedem Fall gehört der Adventskranz für die große Mehrheit der Menschen zum Advent und sorgt mit dafür, aus dieser Zeit des Wartens eine besinnliche und heimelige Zeit zu machen. Insbesondere für Kinder ist die Faszination groß, wenn an jedem der vier Sonntage eine (weitere) Kerze angezündet wird.
Wir wünschen allen (Ein Eltern-) Familien eine wundervolle, besinnliche und erwartungsfreudige Zeit mit vielen leuchtenden Kinderaugen.
Michaela Budik
Referentin für Kinder- und Familienpastoral
im Bistum Magdeburg
Jana Strahl, Bistum Magdeburg
verheiratet, Mutter einer erwachsenen Tochter; arbeitet als pädagogische Referentin in der Erwachsenen- und Familienbildung mit Eltern und Erzieher*innen sowie in der Elternberatung